Editorial 2012/3: Über Wagner

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Anno Mungen

Abstract

Das Jahr 2013 wird musikalisch ganz im Zeichen Richard Wagners stehen. Die Klassikbranche, die Feuilletons und die Wissenschaft feiern dann den 200. Geburtstag des Bayreuther Meisters. Unser vorliegendes Heft dürfte eine der ersten Publikationen sein, die sich mit Wagner im Kontext dieses Jubiläums beschäftigt. Viele weitere werden folgen.


Dieses Heft ist Teil der Initiative www2013:(WagnerWorldWide 2013), die von Thurnau ihren Ausgang nahm: Mit der Ringvorlesung, die an der Universität Bayreuth im Wintersemester 2011/2012 stattgefunden hat, wird die Stafette im Juni über Shanghai (China) nach Bern (Schweiz), dann zur University of South Carolina in Columbia (South Carolina, USA) und schließlich, im Dezember 2013, wieder zurück nach Thurnau weitergereicht.


Die Idee ist, wissenschaftlich zu untersuchen, wofür Wagner in unserem heutigen Leben, unserer heutigen Zeit einsteht. Wagner interessierte das Neue, weshalb wir uns bemühen, aktuelle Wege der Verbreitung und quasi eine Art Demokratisierung der Wissenschaft zu finden: Die Ringvorlesung findet sich auf YouTube und das Wagnerheft von Act ist – wie immer, das kann man nun beim dritten Heft von Act schon sagen – Open Access zugänglich.


Im Rahmen von www2013: fand die dritte Ausschreibung für den Thurnauer Preis für Musiktheaterwissenschaft statt, zu der uns eine große Reihe von interessanten Beiträgen erreichte. Zwei dieser Beiträge werden im vorliegenden Heft publiziert. Simone Fohr-Manthey führt eine große Breite an Themen zusammen. Stimm- und Geschlechterfragen bezieht sie auf die Psychoanalyse Freuds sowie auf aktuelle Thesen der Gender studies (Judith Butler) und analysiert auf dieser Grundlage anhand von drei Figuren aus Wagners "Rheingold" eine ebenso originelle wie in dieser Konstellation neuartige Deutung.


Der Thurnauer Preis für Musiktheaterwissenschaft ging an Hélène Benoit-Otis für eine Studie, welche die Bedeutung von historiographischen Prozessen deutlich macht und akribisch belegt, wie sich im Kontext der nationalen Debatten um 1880–90 der Diskurs um Wagner weiter auflädt beziehungsweise dieser von politischen und nationalen Fragen bestimmt ist.


Der dritte Beitrag stand nicht im Kontext des Preises, er dokumentiert ausführlich die große Nähe von Oper, Film und die Einbindung dieser in das kulturelle und soziale Umfeld anhand der "Holländer"-Inszenierung von Christoph Schlingensief in Manaus (Brasilien). Anna-Catharina Gebbers stützt sich hier auf Interviews mit Beteiligten und hält so wesentliche Aspekte dieser Produktion fest.


Das Projekt www2013: wird nun um die Welt ziehen. Unmittelbar vor uns steht eine Reise nach Shanghai an das dortige Conservatory of Music, wo der Kollege Nicholas Vazsonyi und ich eingeladen sind, im Rahmen einer Konferenz in Vorträgen und Workshops Wagner heute und www2013: im asiatischen Raum zur Diskussion zu stellen. Die Vorbereitungen für Konferenzen in Bern zu WagnerWorldWide:Europe und Columbia zu WagnerWorldWide:America laufen auf Hochtouren. Besonders hinweisen möchte ich auf den Call for Papers zu unserer abschließenden Konferenz im Dezember 2013 in Thurnau. Ergebnisse all dieser Veranstaltungen werden in einer großen Publikation festgehalten werden: dann sicherlich eine der letzten zu diesem Großereignis.


Das Heft enthält zwei Rezensionen, die thematisch frei sind. Besonders auf den ausführlichen Text von Saskia Maria Woyke möchte ich hinweisen, weil in dieser Doppelrezension das Format eines Review Essays sehr schön greifbar wird. In diesem Fall ist der Text zwar sehr ausführlich ausgefallen. Wir möchten unsere Leser aber anhalten, uns Vorschläge für ähnliche Rezensionen zu machen. Das Besondere an diesem Format ist die Möglichkeit, die besprochenen Bücher im Kontext des aktuellen Forschungsstandes oder eigener Forschungsanliegen zum jeweiligen Thema ausführlich zu diskutieren.


Die nächsten Hefte von Act sind in Planung, zunächst zum Thema "Ars Acustica", wo der Call for Articles am 15. Juni 2012 ausläuft sowie ein weiteres Heft zum Thema "Improvisierte Musik analysieren und deuten". Seien Sie aufmerksam! Wir freuen uns auf interessante Vorschläge für Beiträge.


Anno Mungen

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Anno Mungen

Anno Mungen ist Leiter des Forschungsinstitut für Musiktheater (fimt) und Herausgeber von Act. (Stand 2012)