Reenactment der Wagner’schen Solo-Lese-Performance des "Rheingold"

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Dominik Frank

Abstract

Im Rahmen des Erkenntnistransferprojekts „Wagnergesang im 21. Jahrhundert - historisch informiert“ am Forschungsinstitut für Musiktheater (fimt) der Universität Bayreuth, das eine historisch informierte Aufführung von Wagners Ring des Nibelungen (Musikalische Leitung: Kent Nagano) mit Methoden der künstlerischen Forschung zum Ziel hat. Aufgeführt wurde eine solistische Leseperformance des kompletten Rheingold-Librettos, wie sie Wagner selbst als Vorstufe zur Uraufführung mehrfach zur Aufführung brachte. Die Performerin Amélie Haller übernahm den Part Wagners und spielte in einer 105-minütigen Aufführung alle 14 Rollen des Rheingold (Göttinnen und Götter, Riesen, Nibelungen, Rheintöchter). Dieses Reenactment stützte sich auf Recherchen zur historischen Aussprache, Mimik und Gestik. Die reine Textperformance, die das semiotische System von Wagners Musik ausblendet, ermöglicht es, neue Aspekte der Rezeption in den Blick zu nehmen und Forschungsfragen zu beantworten, die bei einer konzertanten oder voll inszenierten Aufführung in den Hintergrund treten würden. Neben der Aufführung, die auch in der Fachpresse als eigenständiges Kunstwerk rezipiert wurde, lieferte die künstlerische Recherche Ergebnisse zu mehreren Fragenkomplexen, die im Rahmen des Forschungsprojekts weiter bearbeitet werden. Die Methode lieferte Antworten auf Fragen in den folgenden Bereichen: Aufführungstempi, Sprachgestaltung und melodische Linie, Rolleninterpretation, Probleme bei der Uraufführung 1876 mit der bühnenpraktischen Umsetzung (Bühnenbild und Spezialeffekte), dargestelltes Frauenbild, dem Werk eingeschriebener Antisemitismus. Der digitale Essay dokumentiert Prinzipien, Methodik und Ergebnisse des Reenactments anhand einer schriftlichen Auswertung und thematisch gegliederter Videoausschnitte. Darüber hinaus ist ein vollständiger Mitschnitt der Aufführung verfügbar.

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Author Biography

Dominik Frank

Dominik Frank, studierte Theaterwissenschaft, Neuere Deutsche Literatur, Philosophie und Psychologie an der LMU München. Nach seinem Abschluss (Magisterarbeit zur Nacktheit auf der Bühne) war er zuerst Dramaturgieassistent an den Münchner Kammerspielen und bei den Salzburger Festspielen, danach von 2013-2016 Mitarbeiter des Forschungsprojekts zur Geschichte der Bayerischen Staatsoper 1933-1963 an der LMU. Seit Dezember 2016 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut für Musiktheater Thurnau an der Universität Bayreuth und promoviert dort zu Operndiskursen in der DDR. Daneben arbeitet Dominik Frank als Regisseur, Theaterpädagoge und Referent an der KZ-Gedenkstätte Dachau.